Karriere-Briefing

  • Stellenangebote werden von Frauen und Männern ganz unterschiedlich gelesen.
  • „Muss“ und „Kann“ Anforderungen in Stellenanzeigen.
  • Vokabeln mit Signalwirkung.

Februar Spezial von Dipl. Psych. Ute Küster, Absolventenmanagement TOP CAD

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„Wir suchen genau Sie“ – Sprachcode Stellenangebote

Stellenanzeigen gelten bei der Bewerber/innen-Suche nach wie vor als sehr erfolgreiches Mittel, um neue Mitarbeiter/innen zu suchen, vorausgesetzt, die Anzeigen sind aussagekräftig, passen zum Unternehmen und haben Pfiff. Umso wichtiger ist es, diese Anzeigen genau zu prüfen, um dann zu entscheiden, ob sich die viele Arbeit einer guten Bewerbung lohnt.

Diese TOP 10 sollten Sie kennen:

TOP 1

Stellenangebote werden von Frauen und Männern ganz unterschiedlich gelesen.

Frauen prüfen im Durchschnitt 2,34 Sekunden lang die Aufgabenbeschreibungen, Männer 1,17 Sek. Umgekehrt interessieren sich Männer durchschnittlich 1,14 Sek. für das Unternehmensprofil, Frauen 0,32 Sek. Darüber hinaus tendieren Männer dazu, genannte Anforderungen, die sie nicht haben, einfach zu überlesen. Frauen dagegen prüfen die Anforderungen, neigen zu Downgrading und fällen die Entscheidung, nicht qualifiziert genug zu sein. Wir bestätigen diese Aussagen, denn bei unseren männlichen Teilnehmern kennen wir das „Übersehen“ bei der Nennung geforderter CAD Kenntnisse. Es werden z.B. mehrjährige Catia-Kenntnisse gefordert, unser Teilnehmer, der nie mit Catia gearbeitet hat, überliest diese Anforderung glatt. Während wir z.B. unsere Architektinnen in der Regel sehr selbstkritisch bei der Analyse von Stellenanforderungen erleben.

Wir empfehlen:

Notieren Sie sich die genannten Anforderungen und gewichten Sie die Bedeutung für Ihren Beruf. Geforderte CAD Kenntnisse haben bei Konstrukteur/innen Priorität, Kommunikationsstärke ist für Sales unerlässlich.

TOP 2

Attraktive Stellenausschreibungen haben Struktur:

a) Das Unternehmen/die Firma stellt sich kurz vor.

b) Welche Aufgaben sind für die/den neue/n Mitarbeiter/in vorgesehen?

c) Welche Anforderungen bestehen gegenüber dem Bewerber/der Bewerberin?

d) Was bietet das Unternehmen?

c) Informationen zu möglichen Ansprechpartner/innen und /oder der Bewerbungsauswahl.

Wir empfehlen:

Prüfen Sie genau, ob die genannten Punkte in der Anzeige enthalten sind. Wenn nicht, rufen Sie in der Firma an und fragen nach den fehlenden Informationen oder Sie sparen sich die Mühe einer guten Bewerbung und suchen weiter.

TOP 3

Job-Annoncen sind komprimiert

Lesen Sie die Stellenausschreibung gründlich, denn Job-Annoncen sind oft sehr komprimiert geschrieben. Dabei nutzen Firmen den Platz auch immer als „Werbung in eigener Sache“ und stellen sich und ihre Produkte attraktiv dar. Handelt es sich um ein familiengeführtes Traditionsunternehmen oder eine weltweit agierende Holding? Expandiert das Unternehmen oder kennzeichnen Namensänderungen die Vergangenheit?

Wir empfehlen:

Es reicht nicht, allein die Stellenausschreibung zu lesen, informieren Sie sich im Internet über die Firma. Sehen Sie sich Historie, Firmenphilosophie und vor allem Messe- oder Presseberichte genau an und entscheiden Sie sich danach bewusst für oder gegen Ihre Bewerbung auf diese Stelle.

Das Unternehmen reizt Sie? Dann passen Sie Ihre Sprache und Ihr Bewerbungsdesign an den Arbeitgeber an.

TOP 4

Die Aufgabenbeschreibung – detailliert oder allgemein

Wissen Sie nach dem Lesen der Aufgaben genau, was Sie zu tun haben? Sollen Sie das bestehende Team „fachlich unterstützen“ oder „im Team Komponenten von der Konzeptphase bis hin zur Realisierung auf Basis von Spezifikationen weiterentwickeln“. Geht es um die Erstellung von Einzelteilen, Baugruppen und Stücklisten zu fertigungstechnischen und dokumentarischen Zwecken oder um die „allgemeine Erstellung von CAD Zeichnungen“?

Wir empfehlen:

Stellen Sie sich vor, ein Kollege, eine Kollegin fragt, was Sie in der neuen Firma machen sollen.

Könnten Sie diese Frage präzise beantworten? Wenn ja, nutzen Sie diese Information sofort für Ihr Anschreiben. Machen Sie deutlich, dass Sie wissen, wovon die Rede ist.

TOP 5

Anforderungen – muss oder kann

Erwartungen, Wünsche, Anforderungen an Bewerber/innen sollten Sie sehr genau lesen und ernst nehmen. Der entscheidende Unterschied liegt in der Bewertung der Wichtigkeit für den Arbeitgeber und für Sie.

Sie sind begeistert, dass Sie erste Inventor Kenntnisse haben, in der Anzeige steht aber „mehrjährige Erfahrung mit Inventor erforderlich“. Sie haben als Innenarchitektin Einrichtungsfachberatung angeboten, aber in der Anzeige ist von „sicher in Entwurfs- und Ausführungsplanung in 2D und 3D“ die Rede.

Wir empfehlen:

Trennen Sie Muss- und Kann-Anforderungen. Die Muss-Anforderungen sollten Sie erfüllen, die Kann-Anforderungen geben Spielraum.

Zu den Muss-Anforderungen zählen Vokabeln wie:

  • Berufsbezeichnung (Erfolgreich abgeschlossenes Studium oder staatlich gepr. Techniker)
  • Wir setzen voraus, dass Sie…
  • Fundiertes Wissen in…
  • Mehrjährige, einschlägige Erfahrung
  • fließende (Englisch-)Kenntnisse
  • Selbstverständlich bringen Sie …. mit.

Zu den Kann-Anforderungen zählen

  • Vergleichbare Qualifikation
  • wäre wünschenswert
  • idealerweise
  • Bereitschaft
  • Erste praktische Erfahrung ist von Vorteil
  • Wenn Sie außerdem mitbringen…

TOP 6

Eckdaten – Was bietet das Unternehmen

Auch bei den Eckdaten finden sich immer wieder zweifelhafte Angaben.

Was verstehen Sie unter einem „hohen Maß an Internationalität“, einem „vielseitigen Umfeld“ oder „adäquater Bezahlung“?

Im Gegensatz dazu stehen konkrete Aussagen wie: Wir bieten: „Altersvorsorge und Vergünstigung in Fitnessstudios“, „einen Vollzeitarbeitsplatz in einem unbefristeten Arbeitsverhältnis“ oder „interne und externe fachliche Weiterbildung“.

Wir empfehlen:

Seien Sie wachsam beim Lesen der Angebotspalette.

Wie ist Ihr Gesamteindruck von der Stellenanzeige?

Wenn Ihnen die Stelle sehr attraktiv erscheint, aber Sie zweifeln aufgrund der Aussagen in der Anzeige, recherchieren Sie im Internet.

TOP 7

Ansprechpartner/innen für Ihre Bewerbung

In zahlreichen Stellenausschreibungen sind Ansprechpartner/innen genannt. Nutzen Sie diese Information, um mehr über die Person zu erfahren. Handelt es sich um eine/n Mitarbeiter/in der HR Abteilung oder ist es der technische Leiter? Machen Sie sich die Mühe und googlen Sie die Personen. Wie lange arbeiten die Personen bereits für die Firma, wie stellen sie sich dar? Wirken Sie freundlich und kompetent? Können Sie sich eine mögliche Zusammenarbeit vorstellen?

Wir empfehlen:

Recherchieren Sie nicht nur die genannten Ansprechpartner/innen, sondern sehen Sie sich alle Personen auf der Homepage der Firma an. Vielleicht handelt es sich um Ihre zukünftigen KollegInnen.

Beachten Sie bei aller Neugier: Rufen Sie nie eine genannte Ansprechpartner/in ohne guten Grund an. Die Frage: “Ist die Stelle noch frei?“ ist ein Killer.

TOP 8

Informationen zum Auswahlverfahren

Sie können sich individuell, über Bewerbungsportale oder direkt im Firmenportal bewerben. Wenn Sie lesen, dass postalische Bewerbungen nicht berücksichtigt werden, dann sparen Sie sich das Porto!

Die Empfehlungen der Firma sind keine Wünsche sondern (An-)Forderungen.

Wir empfehlen:

Halten Sie sich genau an die Vorgaben und überschreiten Sie nicht die geforderte Dateigröße.

TOP 9

Schnell überlesen

Selbstverständlich will Ihr/e neuer Arbeitgeber/in wissen, welche Gehalts/Lohnvorstellungen Sie haben und wann Sie in der neuen Stelle anfangen können. Werden diese beiden Punkte genannt, müssen sie beantwortet werden. Der Satz “Meine Gehaltsvorstellung erörtere ich gerne in einem persönlichen Gespräch“ beendet dann sofort Ihre Bewerbung.

Wir empfehlen:

Informieren Sie sich über Gehälter in Ihrem Beruf und Ihrer Region. Dortmund ist nicht München!

TOP 10

Vokabeln mit Signalwirkung

„Sicher, maßgeschneidert und perfekt, zentrales Anliegen, spürbare Zeitersparnis und wertschöpfende Vorteile“, Vokabeln wie diese finden Sie auf der Homepage von Firmen. Oder heißt es auf der Homepage: “Wir investieren ständig, fördern gezielt und engagieren uns“.

Vokabeln haben Signalwirkung und Eigenschaften, die typischerweise Männern zugeschrieben werden, gehören zu den Hard Skills (sicher, perfekt, zentral), typisch weibliche Eigenschaften zu den Soft Skills (fördern, engagieren).

Wir empfehlen:

Lassen Sie die Vokabeln der Firmenhomepage auf sich wirken. Handelt es sich um aktive oder um passive Vokabeln? Ist die Sprache eher konservativ oder aggressiv? Prüfen Sie genau, ob Ihnen der Sprachstil zusagt. Hören Sie an dieser Stelle auf Ihr Bauchgefühl.

Sie haben ein attraktives Stellenangebot gelesen. Die Firma sagt Ihnen zu und doch sagt Ihr Bauchgefühl NEIN zu Ihrer Bewerbung.

Sprechen Sie mit uns über mögliche Gründe. Wir kennen die Anforderungen der Firmen und wir kennen Sie, denn wir begleiten unsere TeilnehmerInnen während der gesamten Weiterbildung persönlich.

Wir von TOP wissen, wer zu wem passt.